Es gibt so ein wunderschönes Foto, zum dem ich heute etwas schreiben möchte. Es zeigt eine Gruppe hauptsächlich junger Damen auf der Gräfte des Wasserschlosses in einem Ruderboot und ist wohl 1912 aufgenommen worden. Zu dieser Zeit war das Wasserschloss Reelkirchen verpachtet an Familie Frucht, von der ich auch das Foto bekommen habe. Witzigerweise waren es nämlich Freunde meiner Eltern und der Kontakt besteht so bis heute. Im Buch „Reelkirchen. Geschichte eines lippischen Krichdorfes“ von Heinrich und Berta Plöger, 1967, berichtet Else Frucht aus dieser Zeit: „Natürlich wurden auf dem Burggraben bei Vollmond Bootsfahrten unternommen und dazu auf Gitarre und Laute gespielt und gesungen. Es gab Gartenfeste mit Lampionbeleuchtung und Schleiertänze auf dem Rasen, im Freien Theateraufführungen. …“ (S. 189).
Die damalige Besitzerin, Valerie von Mengersen, wohnte nach dem Tod ihres Mannes nämlich in Wien und hatte Reelkirchen an Dr. Frucht, Handelschuldirektor aus Hannover, verpachtet, der mit seiner zahlreichen Familie 1907 dort einzog und ein „Töchterpensionat“ führte. Die Mädchen aus England, Frankreich und Schweden wurden von ihm selbst, der geläufig acht Sprachen beherrschte, unterrichtet und die zahlreichen Aktivitäten dienten wohl hauptsächlich ihrer Unterhaltung. 1935 übernahm die Familie von Mengersen ihren Besitz wieder und die Fruchts zogen nach Siekholz ins Forsthaus.
Das Wasserschloss hat so eine interessante und bewegte Geschichte hinter sich und die großen historischen Ereignisse spiegeln sich hier alle im Kleinen. Das hier ist nur ein winziger Einblick, ich könnte inzwischen ganze Romane darüber schreiben… ja, eigentlich wäre die jetzige Situation eine gute Gelegenheit dazu!