„Als wir unsere erste Bekanntschaft mit Reelkirchen machten, träumte es seinen Dornröschenschlaf hinter den hohen Kastanienbäumen, von allen Kulturfortschritten unberührt. Von drei verschiedenen Bahnstationen was es in ein- bis zweistündiger Fußwanderung erreichbar; das Gepäck nahm Vetter Heinrichs blauer Wagen, ein vierrädriger Handwagen auf, den dieser mitbrachte, wenn er uns von der Bahn abholte. Elektrisches Licht, Gas, Telephon und W.C. blieben immer Begriffe, die für Reelkirchen nie existierten. Die beiden Petroleumlampen auf dem Abendbrottisch, die mit Grieben belegten Schmalzstullen, die mit Schulwandkarten behängten Wände, das melodische Knarren der kleinen Tür im Enfahrtstor, wo man sich beim Hindurchtreten gleichzeitig bücken und über das hochliegende Fußbrett steigen musste, der Wassergraben, wo der Wind die schimmernden Inseln der Wasserlinsen einen Tag weiter nach Osten, den anderen Tag weiter nach Norden jagte, das alles war der Schauplatz unserer Ferienromantik. …“ So beginnt ein Bericht über die Zeit von ca. 1908 bis etwa 1935, der mir wiederum von der Familie Frucht zugeleitet wurde. Sie gaben familienintern die sog. „Frucht´schen Blätter“ heraus, um die große Familie auf dem Laufenden zu halten, so ähnlich, wie ich heute diesen Blog schreibe. Diese Ausgabe stammt von 1936. Wenn es euch interessiert, kann ich demnächst mal mehr daraus zitieren, es ist ein sehr interessanter Bericht, der auch zeigt, wie sehr sich in den letzten hundert Jahren das Leben verändert hat. Also bei Interesse gern mehr darüber!